| |||||||
MEMO |
MITTEILUNGEN 1967Aufgeschrieben von Sam Goodman vor seinem Krebstod im Krankenhaus. Anmerkung d. Ü.: Alle im Text durchgestrichenen Worte und Textteile entsprechen den Streichungen im Original. Zum besseren Verständnis wurden sie hier mitübersetzt. BIN / VERWUNDET / KANN NUR NICHT SPRECHEN OH, KÖNNTE MAN DOCH ZURÜCKKEHREN IN DEN SCHOSS/ DER KLASSIK, DER TRADITION, akzeptieren/ MORAL, WIRF DEINEN BALLAST/ über BORD./ KONZENTRATION, SEI BEREIT, WEISSER/ BEREIT ZU WARTEN./ DAS GESPENST DER ALARMBEREITSCHAFT/- ICH SCHREIE DAS HEUTE JETZT IST ALLES, WAS WIR/ WIRKLICH KENNEN. DIE GESCHICHTE/ IST EINE LÜGE. NACHWELT/EIN MYTHOS ... LEBEN/ IST EINE SERIE VON JETZTS./ES GIBT WIRKLICH/ KEINE „GROSSEN für FRANZ (Franz Kline, d.U.)/ Was ist eine Welt/ ohne/ Farbe./ WILKES BARRE, Pennsylvania/ SCHLACKE. HALDEN wie/ wiedergekäute BERGE./ Dann// DER ZWEITE WELTKRIEG, hingeworfen / Scheiß Konfetti einer/ ausgekotzten Humanität/ verrußt von/ ÖFEN + Tod/ „Was" könnte FARBE bedeuten?/ Farbe, Farbe/ ist „LEBEN“. Ich wandere durch geschäftig belebte Straßen/ vorbei an Leibern, finstere, verspannte/ leere Gesichter, vom Terror unterdrückt/ das Ende ist gekommen — total/ unbegreiflich/ konzentriere mich auf einen einzigen, er ist eigentlich/ in den besten Jahren/ um die Vierzig/ er hat ausgespielt, ist getäuscht worden (vielleicht Selbst-/ Täuschung)/ DIE WAHRHEIT IST ZU SEHEN, - „ER" schaut/ WOANDERS HIN! DENKEN WIR NICHT MEHR DARAN - WER WILL/SICH SCHON ERINNERN, VERGRABT EUCH im/ JAZZ, Le CINEMA, SEHT WEG/ SEHT WEG, ICH WILL MICH NICHT im DIXIELAND/ ZUM LEBEN UND STERBEN ENTSCHEIDEN./ WILL NICHT FALSCHES ZEUGNIS ABLEGEN VOM MYTHOS/ DES ROCK-N-ROLL, VON DEN SIEDLUNGSPIONIEREN, VOM BLUTVERGIESSEN/ VON DER KUNST UND DEN KRIEGSÖKONOMIEN. VERLANGEN/ Ich kroch mit scharfem Blick durch/ Täler und Schluchten/ Abhänge und Höhlen/ konnte meine/ Blicke nicht von den Bergen abwenden/ Ich spähte genau mit/ empfindlichen Fühlern und tastete mit Fingern/ so ängstlich./ Mit schlagendem Puls und/ gespannten Nerven/ ging ich auf die Jagd nach/ neuen Zielen, überall. WARUM KRIEG?/ ZUHÄLTER DER KULTUR/ AASGEIER DER GESUNDHEIT./ - ZU KUNST-POLITIKERN BESTIMMT/ WARUM SOLL KUNST POLITISCH SEIN?/ KUNST MUSS KRITISCH SEIN GEGENÜBER/ DER POLITIK./ RÜCKSCHRITTLICHE, PERVERSE/ VERWÄSSERTE, VERKNÖCHERTE WERTE/ DÜRFEN SICH NICHT DURCHSETZEN/ WIR HABEN DAS BEWUSSTSEIN WIEDERGEWONNEN/ WIR STEHEN VOR AUFREGENDEN EREIGNISSEN. Die wahre Absicht, die wahre Natur/ drückt sich in/ wenigen aber klaren Linien aus/ Das einfältige Denken, die Dummheit/ verrät sich in den meisten/ ausgetüftelten Konstruktionen. Alles oder gar nichts/ DIE WICHTIGSTE ROLLE/ DIE JEDWEDE KUNST SPIELEN KANN IN EINEM/ KAMPF UM LEBEN UND TOD IST/ DIE Realitäten DES „JETZT“ ZU ENTSCHLEIERN/ - DAS KANN NUR DIE KUNST LEISTEN/ JEDEN TAG MÜSSEN WIR BEIM ERWACHEN/ DIE WELT ERSCHAFFEN/ EINE NEUE WELT.
Die KUNSTWELT./ DAS WESEN DIESER KRANKHEIT/ IST „UNTERGANG!" VIELLEICHT/ KANN DER REST VON UNS WENIGER VER-/ SEUCHTEN AUFERSTEHEN/ AUS DEN „TRÜMMERN" UND MIT/ DIESEN TRÜMMERN EINE NEUE WELT ERSCHAFFEN / WIR WOLLEN KEINE NEUEN MODEN/ KEINE NEUEN KUNSTSCHULEN./ WIR FORDERN „KUNST", DIE MIT/ DEN BEDINGUNGEN DES JETZT ARBEITET! KUNST MIT/ DEM MUT AUSZUSPRECHEN, WAS IST! KEINE „HERGEHOLTEN" ZWEIDEUTIGEN/ SCHLUSSFOLGERUNGEN, KEINE ANSPIELUNGEN AUF EINZELNE/ SPITZFINDIGE GEHEIMBEDEUTUNGEN USW. .../ (WARUM GIBT MAN UNS KOCH-/ BÜCHER, WENN WIR/ HUNGERND SCHREIEN?) MERKE/ DIE ZEITEN SIND GEFÄHRLICH./ WO SIND DIE KREATIVEN/ KRÄFTE DER WAHREN (KUNST-)EHRE/ (EIN ORDINÄRES WORT?): MUT/ WIRD DIE METAPHER DER „KUNST"/ VON JETZT AN SEIN - DER „NEUE KATALYSATOR"!!! für EINE BESSERE / WELT /MACH MIT. JETZT/ WIR WIDMEN UNS/ DEM „JETZT" !!/ ALLES ANDERE IST BEDEUTUNGS-/ LOS, UNNÜTZ IN DER KONFRONTATION MIT/ DEM JETZT! DER SCHLÜSSEL ZUM/ JETZT IST DIE KUNST/ WIR EXPERIMENTIEREN NICHT -/ RAUM IST für UNS KEIN ÄSTHETISCHES/ FELD, SONDERN ein LEBENSRAUM, DEN WIR/ MIT UNSEREN ÄNGSTEN UND HOFFNUNGEN GESTALTEN./ LASST UNS DIE „ÄSTHETEN" UMBRINGEN./ KUNST IST NICHT NUR HINTERGRUND/ für HAPPENINGS, SONDERN EIN TEIL DES/ DYNAMISCHEN GANZEN. IHR HABT Mein Gott, „Leger" ist gerade/ gestorben — seine Wahrheit/ KÖNNTE ICH NUR SCHLAFEN/ Kunst darf nicht länger/ als ein Fenster der/ Sehnsüchte in den Wänden gelten/ sondern soll wie ein Loch sein, mit unregelmäßigen/ rändern, hineingeschossen/ mit einer Kanone./ Das übertünchen unseres/ Dilemmas/ schafft die Tapetenkunst/ sie gaukelt uns einen angenehmen Hintergrund vor für/ Unterhaltungen/ Heil der Neuen Ära.
Gott sitzt genau hinter/ der ... Stirn/ am Morgen und/ in der Nacht verkriecht er sich in den Füßen./ Eine Zielscheibe soll nicht/ länger der Gegenstand sein,/ auf den gezielt wird./ Sie muss vielmehr den Hintergrund abgeben für/ Disputationen. BILDER (ODER FORMEN) VON/ GESTERN SIND HEUTE/ SCHönE SARGNÄGEL/ FORMALE KUNST/ IST KRANKE KUNST/ KUNST IST KEINE IRRENHEILKUNDE/ KUNST BEWEGT SICH NICHT AUF EINER EBENE/ SONDERN GLEICHT EINEM LIFT./ HAPPENINGS SIND KAFFEKLATSCHS/ DA HILFT DER BLINDE/ DEM BLINDEN. INVOLVEMENT IST/ EIN MONOLOG. SIND DIE DRAMEN EINES/ DIALOGES, IN DENEN/ DIE SEELEN IHR STREBEN AUSRICHTEN AUF/ EINE ALLGEMEINE HUMANITÄT./ GEGENSÄTZE SIND HIER NICHT/ DAS GLEICHE WIE IN DER Realität/ (NUR IN DER THEORIE) IST/ DER ARSCH NICHT DER KOPF. LASST UNS EINE MASCHINE ERFINDEN/ DIE NUR EINES RAUSWERFEN KANN, nämlich/ ORIGINALE OBJEKTE/ DIE MASSE DER MENSCHEN IST GENAUSO VORHERSEHBAR/ WIE COLA-FLASCHEN UND/ MILCHKARTONS USW./ DIE ARCHITEKTUR ERNIEDRIGT/ DEN MENSCHEN ZU/ EINEM AMEISEN DASEIN 3 D 3/ Sie/ lassen Dich/ nicht allein, nicht mal für eine/ Sekunde in 24 Stunden/ ein Tag Iang Fixen/ ein FILM für DOMINIC/ Was geschah/ mit ihm?/ Weißt Du es? Bring mir meine eigenen / Nachthemden, „brand-/ neue"/ Darf ich einen/ Rollstuhl haben? DU WEISST DOCH,/ SIE STECHEN DICH MIT/ SPRITZEN,/ WENN DU SCHLÄFST/ SIE FÜTTERN DICH. WENN DU SCHLÄFST. SIE SAGEN, DIE KÜNSTLICHE LUFTRÖHRE/ BRINGE MEINEN MAGEN DURCHEINANDER „Schöhnheit" ist eine Falle/ „Anmut" ist eine Fallgrube/ das Leben ist ein Traum/ Zeit die Illusion.
|