Es war 1960 oder 1961 als Kamerad Stanley wie auf einer Sandwolke aus der vom Winde verwehten Brooklyn-Sinai-Wüste in die 10th-Street-Coop-Galerieszene reingeblasen wurde. Der Juden-Beduine war die ganzen vorgeschriebenen 40 Jahre in der Wildnis umhergeirrt. Seine eisblauen Augen hatten sich ständig auf das Gelobte Land Manhattan gerichtet, nicht nur, um es zu erobern, sondern er wollte, wie David, das Gerechte Land auf das ganze heidnische Amerika ausdehnen.
Solch einen wunderlichen und widersprüchlichen Wüstenvogel hatte ich noch nie vorher gesehen. Dieser Brooklyn-Lehrer aus der Lower-Middle-Class und liebevolle Familienvater schien kaum der Mensch zu sein, sich den Mantel des Propheten umhängen zu können, um jemanden aufzurütteln, anzuklagen oder zu quälen. während des Krieges hatte er in der Normandie bei den Sanitätern gedient. Er muss viele zerschmetterte Körper gesehen haben, da seine späteren NO!art-Collagen darauf basierten. Er pfropfte Fotos von Gesichtern auf Gesichter und von Körpern auf Körper.
Ich traf ihn als Schriftsteller. Er war gerade dabei, die Anthologie " Beat Coast East" herauszugeben und wollte darin meine NO!art Arbeiten aufnehmen. Ein Buch über Beat Poetry, das eine Menge seiner eigenen Zeichnungen enthielt. Gute Zeichnungen, wirklich ... Jedoch personifizierte er nicht den rechtmäßig registrierten und anerkannten Künstler. Stanley kümmerte sich nicht um solche feinen Unterschiede und Stanley hatte Recht!
Als Lehrer arbeitete er sehr gewissenhaft und nahm seine Arbeit sehr ernst. Zur Arbeit ging er immer anständig angezogen hin. In der Schule verlangte er Leistung, Gehorsamkeit und gutes Benehmen.
Jedoch war seine kulturrevolutionäre Arbeit wild und unstrukturiert. Sie gründete sich zu gleichen Teilen auf das Predigen über das Gerechte Leben und auf die Eroberung von Frauen. Dieser Lehrer brauchte dauernd die Anerkennung von Frauen. Da gab es keinen Konflikt für ihn: Beide Ziele verfolgte er mit gleicher Wichtigkeit. Um die Größe der Wahrheit in sich selbst fühlen zu können, brauchte er erst einmal die Anerkennung durch das weibliche, regenerative Prinzip. Er war nicht besitzergreifend in Bezug auf Frauen, denn er verschlang sie nur und konnte sich leicht wieder von ihnen lösen. Als wichtig betrachtete er nicht die Person, sondern das ganze weibliche Geschlecht. Er durchlebte die ganze Analyse von Reich. Lenin hätte gegrinst über diesen sexual-anarchistischen Unsinn. Aber Lenin war in diesen Tagen nicht da, sondern nur Stanley. Und das ist es ja auch, warum wir da stehen, wo wir jetzt sind.
für Sam Goodman und mich - wir hatten gerade mit der NO!art March Galerie auf der l0ten Straße angefangen - erschien er uns als Prophet, als ein Geschenk Gottes. So schien es zumindest. Er war der geborene Propagandist für unsere "Sache". Total befreit von den Gesetzen der menschlichen Sittsamkeit bedeuteten ihm die Worte "Furcht" und "Scham" nichts. Die Zeit war kurz. Wir alle fühlten das. Deshalb hieß es für uns, alles auf eine Karte zu setzen, und zwar in anständigen Portionen.
Stanley bombardierte sein Publikum mit hartnäckigen Wiederholungen. Denn Stanley glaubte daran! Wiederholungen, um zu wiederholen, bedeuteten für ihn kein Mangel an Feingefühl, sondern waren Ausdruck seines Wesens in destilliertester Natur. Wenn er den Frauen sein Evangelium predigte, die er jagte, benutzte er niemals Finten oder taktische Tricks. Er wollte nur ihren Körper, wenn sie seine Ideen geradewegs bewunderten oder akzeptierten. Eine sehr habgierige, aber total ehrliche Einstellung. Sein Geschlechtstrieb und sein Anliegen waren ein und dasselbe. Jedenfalls bestand in seinem Kopf diese perfekte Einheit. natürlich haben andere dies anders gesehen.
Wir akzeptierten Stanley zuerst nicht als einen Visual Artist, sondern als einen Poeten. War das Snobismus? Das hängt vom Standpunkt des Betrachters ab. Persönlicher Stil entwickelt sich in mühevollster Arbeit über Jahre hinweg. Wir glaubten immer noch an solche Götzenbilder. Sind das Reste Bürgerlichen Denkens? Es entstand wahrscheinlich unter den gegebenen Umständen.
Jedoch bedeutete Stanley das übernehmen von Stilen gar nichts: Wenn er ihn zu seinem eigenen machen konnte, dann gehörte er ihm. Es machte ihm genauso nichts aus, wenn jemand seinen Stil geklaut hätte. Allerdings war die Situation meist umgekehrt, Stanley war am Klauen. Er hatte Glück gehabt: Von all der Kunstgeschichte und dem sogenannten Berufsethos war er nicht verseucht worden. Er arbeitete mit solch unglaublicher Mühelosigkeit, Geschwindigkeit und Lässigkeit, dass er den "Urheber" , der natürlich sehr sauer darüber war, mit seinem bauchrednerischen Talent nur noch staunend links liegen ließ. Schließlich nannte er den 1962er Punk-Stil sein eigen.
Aber dann hatte Stanley auch noch andere Dinge im Kopf, nicht nur "Kunst" . Er war auch von der Idee besessen, die Gesellschaft zu einer Stammes Organisation "aufpolieren" zu müssen. So verstehe ich das. Was ist denn noch "Kunst", wenn man die sozialen Strömungen der Völker, die sozialen Belustigungen der ganzen Welt ständig einatmet? Welche Bedeutung hat dann ein "Urheber" oder ein hart arbeitender "Organisator"? Wenn Gottes heißer Sandsturm aus der Sinai Wüste rüberbläst, dann zählt nur sein Prophet. Wir mussten ihn aus der Gruppe ausschließen.
Seit der Niederlage der NO!art, 1964, traf ich Stanley gelegentlich nur einige Male, und zwar zwangsläufig umgeben von den Mitgliedern seiner "Familie", die eifrig an jedem Wort hingen, das von des Meisters Lippen kam. Eine Unterhaltung mit ihm war schwierig.
Ungefähr 1970 besuchte ich ihn in seinem Haus in der King Street in der Village. Ich war glücklich, etwas von seiner exzellenten Arbeit für mein geplantes Buch über die NO!art retten zu können. Er arbeitete astrein, keine Probleme.
Er saß in einem beeindruckend großen, mit buntem Stoff bezogenen Lehnsessel. Er saß da ruhig und friedlich, und war glücklich darüber, seine erfolgreiche Leistung, nämlich seine "Familie", vorzeigen zu können. Das Zimmer war ordentlich und sauber. An den Wänden hingen farbige Abstraktionen orientalischer Symbole in leuchtenden Farben. Das war was ganz anderes. Anders als sein NO!art-Schrei, voll von Satire, Gewalt und Züchtigung.
Vier seiner "Family"-Girls saßen in der Küche rund um einen Eimer und schälten Kartoffeln. Sie redeten leise miteinander, während Stanley und ich uns unterhielten. Der Rabbi wog jedes Wort ab. Kostete genüsslich jedes Wort, das er von sich gab. Ich fühlte mich so, als wenn ich meinen alten, weißbärtigen, chassidischen Onkel mütterlicherseits in Russland, und zwar in Riga, besuchen würde. Dieser Onkel Moyshe hatte nur eine Ehefrau, nämlich Tante Mina. Sie war ein bisschen schwerhörig, war eine fantastische Köchin jüdischer Süßigkeiten und machte sich immer nur in der Küche zu schaffen. Das Esszimmer betrat sie nur dann, wenn sie Gäste bediente. Stanley war wieder da, wo man angefangen hatte. Der Rabbi lebte zufrieden auf seine alten Tage.
Ich sah Stanley zum letzten Mal im Catholic St. Vincent's Hospital in der Village vor zwei Monaten. Wie ich später herausbekam, lag er ganze sechs Wochen dort und starb dann an einer geheimnisvollen Gehirnerkrankung. Eins von seinen Mädels saß ständig an seinem Krankenbett, wohingegen ein anderes immer das Telefon abnahm, wenn ich anrief. Ich durfte ihn besuchen. Eines der Mädchen winkte mir schon von der Tür seines Krankenzimmers aus zu, als ich rüberkam. Dann erzählte sie mir, dass Stanley meine Hand halten wolle. Ohne zu sprechen, verständigte er sich in einer bestimmten Art mit den Mädchen. Ich hielt seine Hand und bewegte sie so in spielerischer Weise, so wie Kinder es tun, wenn sie im Kreis tanzen und ihre Hände und Arme nach einer Melodie bewegen.
Am Anfang schien das Stanley gut zu gefallen. Dann jedoch schaute er mich mit seinen wasserblauen, nicht jüdischen, erschreckend verwirrenden Augen an. Weiß Gott, was ihm durch den Kopf ging. War er Ärgerlich, weil ich hier blieb und er diese Welt verlassen musste? Oder: Gab er mir eine Message, gab er mir Anweisungen für meine Zukunft? Oder: Wollte er auf etwas hinweisen, was in der Vergangenheit zwischen uns gewesen war? Oder: Wollte er mich für etwas rügen? Das Starren eines Mannes angesichts des Todes kann man nicht ernst genug nehmen.
Dann murmelte er etwas und das Mädchen sagte, dass ich gehen soll. Hatte ich etwas falsch gemacht? Fand er das Händeschütteln unangebracht in der Situation? Hat es ihm was ausgemacht, dass ich mit dem Mädchen gesprochen habe, während ich seine Hand schüttelte? Es war mir äußerst unangenehm, ihn auf diese Art und Weise verlassen zu müssen.
Einige Tage später schickte ich ihm einen Blumenstrauß mit einem Zettel "Gute Besserung, Stanley". Merkwürdigerweise erholte er sich, aber nur vorübergehend. Er versicherte mir am Telefon, dass er wieder gesund werden wolle. Es klang wie ein Versprechen und eine Herausforderung.
Ich vergaß Stanley für einige Wochen wegen anderer Probleme und wegen anderer Leute, die starben, so ein alter russischer Freund und mein letzter Onkel in Leningrad. Eine Kellnerin in einer Second Avenue Imbissstube erzählte mir kürzlich, dass Stanley wirklich gestorben sei. Ich rief bei ihm zu Hause an, um mich zu vergewissern, ob das stimmt. Eines der Mädchen sagte mir, ja, es sei richtig, er sei am 7. März 1980 gestorben. Und die Mädchen würden seine Asche in der Wohnung aufbewahren.
Und ich gehe aus, heut Nacht, um mir eine Strip-Show anzusehen. Vielleicht kann mich ein frecher Po davon überzeugen, dass wir noch leben.
Gedächtnis an Stanley Fisher
Nachruf von George Wallace
in: Poetrybay, Winter 2006-7, Long Island, New York
Vierzig Jahre nach der Blütezeit der NO!art-Bewegung in New York City erblickt dieses weitgehend übersehene Segment der amerikanischen Kunstgeschichte wieder das Licht der Welt.
Das Interesse an der NO!art-Bewegung der frühen 1960er Jahre in New York City ist in den letzten Jahren wieder erwacht, was zum Teil auf Ausstellungen der bildenden Kunst zurückzuführen ist, die von den Mitgliedern der Gruppe in Manhattan, Deutschland und im Mittleren Westen der USA produziert wurden, sowie auf Videoproduktionen und eine der Gruppe gewidmete Internetseite.
Das NO!art-Kollektiv, das hauptsächlich aus bildenden Künstlern bestand, aber auch Videopioniere wie Aldo Tambellini und Schriftsteller wie Stanley Fisher umfasste, war in den späten 1950er und frühen 60er Jahren in New York aktiv.
Gegründet von dem Buchenwald-Überlebenden Boris Lurie und Sam Goodman, dem sich Fisher Ende 1959 anschloss, schuf die Gruppe eine Vielzahl konfrontativer Kunstwerke, die sich auf kommerzielle Bilder, Pin-up-Akte und Fotos von Kriegsgräueln stützten.
Die Mitglieder des NO!art-Kollektivs, das sich ursprünglich als March Gallery Group bezeichnete, setzten sich für Street Art, Graffiti und das, was sie als "gewalttätigen Expressionismus" bezeichneten, ein. Diese verstörenden und kraftvollen Werke entstanden als Reaktion auf den Kontrast zwischen der oberflächlichen Konsumkultur der Nachkriegszeit und den Schrecken der jüngsten Vergangenheit, darunter der Holocaust und die Atomkrisen des Kalten Krieges.
Neben diesen visuellen Formen bot die Gruppe auch Wortkünstlern wie Stanley Fisher eine Plattform, um dem Protest ihre Stimme zu verleihen.
Heutzutage hat Lurie - ein Achtzigjähriger und einer der letzten der NO!art-Praktiker - seine und die Arbeiten seiner Kollegen in Ausstellungen in Chicago, Nebraska, Iowa, Deutschland (Buchenwald-Museum) und New York City (Clayton Gallery, Whitney Museum) gezeigt.
Aber die Schriften von Stanley Fisher haben bisher kaum Beachtung gefunden.
STANLEY FISHER
Wer war Stanley Fisher?
Fisher (1926-1980) wurde im New Yorker Arbeitermilieu geboren und war laut seinem Freund und Kollegen Boris Lurie als junger Erwachsener ein erfolgreicher und konventioneller Lehrer an den Schulen von Brooklyn. Aber er war auch Dichter und interessierte sich für die Kunstszene in Downtown Manhattan, insbesondere für die Coop-Szene in den Galerien der 10th Street, so Lurie.
Es war eine politisch aufgeladene Szene, die von den bekannteren abstrakten Expressionisten und Pop-Art-Bewegungen der damaligen Zeit etwas in den Hintergrund gedrängt wurde. Fisher wurde schnell zum Partner von zwei der wichtigsten Figuren der Szene - Sam Goodman und Lurie - und war ein prominenter Sprecher für die künstlerischen und politischen Turbulenzen dieser Szene.
"Dieser Lehrer aus der unteren Mittelschicht von Brooklyn und hingebungsvolle Familienvater schien kaum der Typ zu sein, der sich in den Mantel des Propheten hüllte, um aufzurütteln, anzuklagen und zu schlagen", sagt Lurie. "Aber er war während des Krieges in der Normandie gewesen, mit den Sanitätern. Er muss viel von verletzten Körpern gesehen haben, denn seine späteren NO!art-Collagen basierten auf dem Aufpfropfen von Foto-Gesichtern auf Gesichter und von Körpern auf Körper."
In ihrer Blütezeit war Fisher eine zentrale Figur, als die NO!art-Gruppe in der lokalen Szene für Aufsehen sorgte. Sein Name steht an prominenter Stelle in einer Reihe von Ausstellungen, die die Aufmerksamkeit der Underground- und Gegenkultur-Szene in der Innenstadt auf sich zogen. Zu diesen Ausstellungen gehörten 1960 die Vulgar Show und im Jahr darauf die Shows Doom und Involvement. Ende desselben Jahres veranstaltete die Gertrude Stein Gallery eine Ausstellung der Gruppe unter dem Titel "NO!Show".
SEINE POESIE
Fishers Collagen und andere visuelle Arbeiten waren klassische NO!art, voll von Spucke und Feuer. Allerdings waren sie nicht so "geschult" wie die Produktionen einiger seiner Kollegen.
"Wir akzeptierten Stanley als Dichter, aber anfangs nicht ganz als bildenden Künstler", sagt Lurie freimütig. "Für Stanley bedeutete das Ausleihen von Stilen nichts: Wenn er sie sich zu eigen machte, gehörten sie ihm... Er arbeitete mit unglaublicher Leichtigkeit, Geschwindigkeit und Nonchalance und ließ den "Urheber" mit seinem bauchrednerischen Talent staunen."
Doch bei allem Erfolg, den er in der NO!art-Szene als bildender Künstler hatte, war es doch Fishers Wortkunst, die seine Kollegen am meisten begeisterte. "Für Sam Goodman und mich ... (war er) ein wahres Geschenk des Himmels, so schien es jedenfalls. Er war der natürliche Propagandist für unsere "Sache". Dieses Talent konnte Stanley Fisher in Essays, Prosaeinleitungen zu Ausstellungskatalogen, Prosa-Gedichten und anderen literarischen Werken einsetzen, die im Laufe des Tages erschienen.
Wenig von Fishers Arbeit ist leicht zugänglich. Einige seiner Essays in Form von Prosa und Gedichten aus NO!art-Katalogen wurden transkribiert und ins Internet gestellt. Mit etwas Hartnäckigkeit ist es möglich, ein Exemplar der sehr guten Beat-Anthologie zu erhalten, die er 1960 herausgab und die drei seiner Gedichte enthält. Seltener, aber auffindbar, sind die 21 Gedichte aus seinem selbstveröffentlichten Kapuzenbuch "Eryngo".
Eryngo ist eine handgefertigte, in limitierter Auflage mimeographierte Sammlung von 21 Gedichten - ohne Verleger, ohne Datum, gedruckt auf Dreiloch-Papier mit Messingklammern und einem dunklen, von ihm selbst entworfenen Umschlagbild. Darin bietet Fisher eine Weltanschauung, die vom französischen Symbolismus beeinflusst ist.
Er wandert durch die nächtlichen Straßen einer vagabundierenden Stadt, vorbei an "mürrischen Häusern, in denen Lampen durch die Düsternis streifen, vorbei am silbernen Meer der Hubcaps". Er trifft auf "Menschen mit verkürztem Leben, die die ganze Nacht spielen, ohne zu wissen, warum...". Als die Morgendämmerung kommt, ist sie bestenfalls zweideutig: Die Sonne ist "leer wie ein gekippter Flipper...".
Das vielleicht erfolgreichste Gedicht der Sammlung ist auch das prosaischste.
"Die Nacht drückt auf mich, wie du es einst getan hast,
und jetzt ist die Morgendämmerung meine Silhouette,
und die Abenddämmerung
streckt ihren Arm nach mir aus. Die Stunden sind deine
runde Brüste, drückend, bergend.
Das Sonnenlicht trinkt von deiner Heimsuchung
verwundet durch meine Salven. Du hauchst in
die von meiner Erstickung betäubten Blätter..."
As editor of "Beat Coast East: An Anthology of Rebellion" (Excelsior Press, NY 1960), Fisher adeptly negotiates an uneasy merger between NO!art's violent social criticism and the playfulness of young Beat literature.
The anthology is, in its essence, a joyful celebration, typical of the Beat era's unequivocal enthrallment with the societal misfit's 'dark glory on a rooftop altar.'
But Fisher amply reveals his NO!art leanings in the anthology. Illustrations of his own, those of Boris Lurie, and also Claes Oldenburg and Elaine deKooning, all starkly juxtapose a violent tone to the otherwise innocent hipster mayhem. There is a palpable violence to all of these illustrations -- more abstractly so in deKooning's case -- and become particularly graphic, confrontational and disturbingly direct in several photographs of an installation by Oldenburg.
Hier haben wir den Kern der NO!art-Themen, die sich in einer ansonsten luftigen Beat-Anthologie offenbaren - "Violent Expressionism" in seiner aufkeimenden Form.
Herausgeber Fisher ist es gelungen, eine wunderbare Sammlung mit einer schwer zu überbietenden Reihe von Beat-Dichtern zusammenzustellen. Er bietet eine Mischung aus Autoren und Stilen, von den jazzigen und manchmal gebrochenen Exkursen von Ray Bremser, Diane DiPrima, Leroi Jones, Gregory Corso und Jack Kerouac bis zu den Blake'schen/Whitman'schen Visionen von Allen Ginsberg; und von der falschen Unschuld von Peter Orlovsky und Wavy Gravy (Hugh Romney) bis zu den zerebralen Betrachtungen von Norman Mailer und Daisy Aldan.
Aber auch Fisher selbst fügt sich als Mitwirkender nahtlos in den Mix ein.
In "Sunday" ist Fisher in einem Hipster-Modus und bringt uns eine kantige Lässigkeit, die leicht den Tumult des seltsamen morgendlichen Aufwachens preist und rhetorisch fragt: "What is this strange/rickshaw of towels/at my bedside?"
Und in seinem zweiten Gedicht "I Like Tall Green" stellt Fisher erneut sein Talent für Prosa-Poesie unter Beweis, das er später in NO!art-Katalogen noch stärker zur Geltung bringen und nutzen wird. Hier greift Fisher ein altes Thema der englischen Literatur auf, das mindestens bis zu Sir Gawain and the Green Knight zurückreicht, und inszeniert es in einer Be-Bop-Street-Talking-Modalität, unbefangen und mit einer jungenhaften bop-celebrativen sexuellen Note: "Gott schuf das Bild des großen Mädchens in jungfräulichem Grün und erstickte in ihren fasanengeschwängerten Brüsten, er versuchte, die Finger und alles in ihren Schritt zu bekommen, aber er ist wirklich erschüttert... und so gibt es überall auf der Szene große Mädchen in grünen Kleidern und lavendelfarbenes Nicken aus abwesender Ewigkeit..."
Fisher ist sich der prätentiösen Qualität solcher Texte durchaus bewusst. In seinem Vorwort zu der Anthologie weist er sogar mit Stolz darauf hin. Er weist auch darauf hin, dass es eine "Whitmaneske Qualität gibt - großmütig und magnetisch, mit den jazzigen Seligpreisungen des flippigen Amerikas...".
NO!art TEXTE
Während er sich mehr und mehr der bildenden Kunst - und schließlich dem Aufbau eines alternativen Lebensstils - zuwandte, um seine Entfremdung von der Gesellschaft auszudrücken, erreicht Fisher in den sechziger Jahren mit einer Reihe von Prosaschriften im Zusammenhang mit der NO!art-Bewegung seine volle Blütezeit als Dichter.
Viele von ihnen wurden in einer Anthologie von NO!art-Gemälden gesammelt (Lurie, Boris; Krim, Seymour (Hrsg.): NO!art. Köln 1988.), und in jüngerer Zeit haben sie ihren Weg auf www.no-art.info gefunden, die dieser Bewegung gewidmete Internet-Website.
Hier zeigt sich Fisher von seiner kafka'schen Seite: Er springt von Wut zu Hysterie und von Schrecken zu Resignation, während er den unmenschlichen Zustand des Individuums in einer Welt der Atombombe schildert. Wir leben, so sagt er, in einer Welt, die wie ein "Line Drive Single to the Slaughterhouse" ist. In einer solchen Welt sollte "Kunst vorübergehend sein. Keine Substanz jenseits des Mülls einer Bombenexplosion und eines Schönheitssalons. Sie muss hässlich sein wie ein in Aluminium zerquetschter Körper."
Mit offenkundigen, unverhohlenen und konfrontativen Körperschlägen grenzen seine Werke an Wahnsinn und knurren vor neo-dadaistischem Widerstand. "Trink die Leere... die Trägheit steht in Flammen...", erklärt er in Art In The Fallout Shelter. "Die Titel sind unmissverständlich. Human Debris. Spasm. Chain Gang. Demented Corpse. "Ein Kind ist keine Eierschale", erklärt er in Paid Flame, doch "die Bombe liegt in unseren Betten und sucht Zuflucht vor ihrer Fäulnis..."
Hier ist eine vollständige Vignette von Fisher mit dem Titel Stained: "Etwas ist mit meiner Nase passiert. Sie war da gewesen, und jetzt war sie weg. Nur noch ein Loch. Und trotzdem rasierte ich mich. Der Spiegel schrumpfte und kollabierte wie ein Tausendfüßler im Waschbecken. Ich befand mich in einem farbenprächtigen Kostüm, mein Körper schwarz gegen das Licht, bis auf die Teile von mir, die weg waren. Ich versuchte, mich zu berühren, aber ein rauchender Handschuh auf dem Boden war alles, was von meiner kauernden Hand übrig war. Ich lachte und setzte mich auf den Toilettensitz. Er versengte mein heißes Fleisch mit einem eisigen Brandzeichen. Ich hörte die Zombies im Hof, sterbend, verträumt von Schweiß und Blut. Durch die zerklüfteten Fenster ging ich ihnen entgegen, mehr Glas als Fleisch, über Ketten von befleckten Köpfen und anderen, die aus ihren Augen schrien."
Wie in seiner Kunst ist dies eine Poesie der "Satire, der Gewalt und der Züchtigung", wie sein Kollege Boris Lurie kurz nach Fishers Tod schrieb. "Er war der natürliche Propagandist für unsere Sache". Als Künstler und als Revolutionär, so Lurie, war Fisher "wild und unstrukturiert... völlig befreit von den Beschränkungen menschlicher Bescheidenheit, kannte er die Bedeutung der Worte Angst oder Scham nicht... Lenin hätte über diesen sex-anarchischen Unsinn geschmunzelt. Aber Lenin gab es damals noch nicht, nur Stanley."
Source: http://www.poetrybay.com/winter2007/wallace2.html